„Hier findet eine tiefe Begegnung statt“
Erzbischof em. Joachim Kardinal Meisner war der 94. Bischof des Erzbistums Köln.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Nightfever?
Meisner: "Nightfever ist ja nach dem großartigen Weltjugendtag 2005 in Köln entstanden. Inzwischen ist es längst in unserem schönen Dom einmal im Monat fest beheimatet, und wenn ich kann, gehe ich selbst hin und feiere die heilige Messe. Mich bewegt dabei immer wieder die stille Atmosphäre des Doms im Kerzenlicht, aber mehr noch, wie viele Menschen bereit sind, der Einladung zu folgen und durch die offenen Türen vor das Antlitz des eucharistischen Herrn in die Kirche zu kommen. Hier findet auch für Leute, die wenig mit Glaube und Kirche zu tun haben, eine tiefe Begegnung statt – untereinander und mit dem Herrn."
Was haben Sie von Nightfever gelernt?
Meisner: "Es bedarf oft nur der kleinen Dinge wie einer Kerze, einer offenen Hand, eines freundlichen Wortes und ein wenig Mut, die Menschen für den Glauben anzusprechen."
Nightfever lädt persönlich zur Teilnahme ein. Warum gibt es das in unseren Pfarreien so selten?
Meisner: "Das gilt so allgemein nicht. In vielen Gemeinden gibt es Engagierte, die auf vergleichbare Weise aktiv sind und die nicht zuerst in Strukturen oder Zuständigkeiten denken. Wo der Glaube offen und einladend gelebt wird, gibt es hundertfach Gelegenheit, Christus berührbar zu machen und wie bei Nightfever zur Begegnung mit dem Herrn einzuladen. Jeder von uns muss nur die Gelegenheiten wahrnehmen und den Mut haben, sich auch zu nutzen."
Für Nightfever ist die Anbetung zentral. Warum ist das aus Ihrer Sicht so wichtig?
Meisner: "In der Anbetung setze ich mich ganz der Gegenwart Christi aus, das heißt, dem auferstandenen Herrn, der in Gestalt des Brotes unter uns gegenwärtig ist. In Osterliedern singen wir von Christus als der wahren Sonne. Das heißt: In der Anbetung erscheint mir mein ganzes Leben in neuem Licht. Wenn wir das Osterlicht voll in unser Dasein hineinleuchten lassen, wenn wir die Fensterläden, die Türen und die Dachluken unseres Lebenshauses ganz öffnen, weicht das Dunkle und Sinnlose, unter dem so viele Menschen leiden. In allem Unsinn der Welt brauchen gerade junge Leute Sinn, um richtig leben zu können. Nicht das Tod und damit die Sinnlosigkeit haben das letzte Wort, sondern die Auferstehung und das Leben. Das müssen wir einfach den andere weitersagen."
Inzwischen ist Nightfever eine weltweite Bewegung geworden. Was erwarten Sie für die Zukunft?
Meisner: "Als Nightfever anfing, hätte sich niemand träumen lassen, dass es zu einer solchen Bewegung heranwächst, zunächst im Erzbistum Köln, dann in Deutschland, danach in Europa und inzwischen sogar weltweit. Nightfever ist damit ein eigenständiger Beitrag zur Neuevangelisierung, die unser müde gewordenes Glaubensleben so nötig hat. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass der Geist Gottes auch in solchen Initiativen neue Wege zu den Menschen findet. Wir dürfen hier also noch viel erwarten!"
Zum Zeitpunkt des Interviews war Erzbischof em. Joachim Kardinal Meisner amtierender Erzbischof des Erzbistums Köln.
Dieses Interview erschien im Nightfever Jahresmagazin, publiziert im Verlag lorenzspringer medien Gmbh. Die Fragen stellten M. und S.Biallowons.