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Interview mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

„Nightfever vermittelt ein positives Bild von Kirche“

Foto: Karl Hoffmann/Bistum Speyer

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ist der 96. Bischof von Speyer. In der Deutschen Bischofskonferenz war Bischof Wiesemann von 2011-2016 Vorsitzender der Jugend-Kommission.

Was sind Ihre Erfahrungen mit Nightfever?

Wiesemann: "Während des Katholikentags in Mannheim durfte ich mit vielen jungen Menschen in der Jugendkirche die heilige Messe zu Nightfever feiern. Beeindruckt und begeistert haben mich dabei die Jugendlichen, die vor dem Allerheiligsten knieten oder auf der Straße Passanten mit einem Lächeln überzeugt haben, in die Kirche zu gehen. Ich denke, es konnten sehr viele spüren, dass Gott wirklich in unserer Mitte war und an uns gewirkt hat."

Was haben Sie von Nightfever gelernt?

Wiesemann: "Viele fragende und suchende Menschen unserer Zeit fühlen sich von den gefeierten Hochformen unseres Glaubens überfordert. Ich bin davon überzeugt, dass es daher neue adäquate Orte, Räume und Formen braucht, die auch diesen Menschen das Geheimnis unseres Glaubens erschließen und Begegnung mit Gott ermöglichen. Nightfever aber zeigt, wie reich unsere christliche Tradition in dieser Hinsicht schon ist. Es zeigt, dass klassische Formen kirchlicher Gebetspraxis wie die Anbetung der Eucharistie keineswegs überholt sind. Die Herausforderung für die Kirche ist es, gerade jungen Menschen einen Zugang dazu zu vermitteln. Nightfever hat Erfolg damit. Zudem vermitteln die Gebetsabende gerade auch kirchenfernen Menschen, die abends von freundlichen jungen Menschen eingeladen werden, eine Kerze in der Kirche zu entzünden, ein positives Bild von Kirche. Viele sind nach dieser Begegnung überrascht."

Nightfever lädt persönlich zur Teilnahme ein. Warum gibt es das in unseren Pfarreien so selten?

Wiesemann: "Das Leben unserer Pfarreien trägt sich gerade durch das ganz persönliche Engagement der Menschen vor Ort. Dafür bin ich als Bischof ganz besonders dankbar. Ein sehr wichtiger Beitrag dieser Menschen und Gemeinden ist es, überall Zeugnis vom Glauben zu geben. Dieses Zeugnis fällt uns jedoch wesentlich leichter in dem Bewusstsein, dass wir nicht alleine sind. Eben das ist ein großer Vorteil von Nightfever: Viele kommen zusammen, um gemeinsam ihren Glauben an Jesus Christus zu bezeugen und anderen davon zu erzählen. Nightfever kann somit auch etwas wie eine Aufladestation für den Akku sein, der uns – geistgewirkt – dann auch im konkreten Alltag antreibt und zum Zeugnis für den Glauben befähigt."

Für Nightfever ist die Anbetung zentral. Warum ist das aus Ihrer Sicht so wichtig?

Wiesemann: "Die Anbetung des allerheiligsten Sakraments ist heute immer seltener geworden, auch wenn sie in den Pfarreien zunehmend wieder als Schatz und Quelle entdeckt und praktiziert wird. Im letzten Jahrhundert wurden Glaubensfragen oft rationalisiert. Es ist aus dem Blick geraten, dass wir unserem Gott auch ganz persönlich begegnen und ihm unsere Sorgen und Probleme darbringen können und dürfen. Es ist sehr wichtig, dass Menschen nicht nur über Gott nachdenken und Argumente für seine Existenz abwägen, sondern dass sie es wagen, sich in seine Gegenwart zu begeben."

Inzwischen ist Nightfever eine weltweite Bewegung. Was erwarten Sie für die Zukunft?

Wiesemann: "In vielen Städten hat sich Nightfever bereits etabliert, und es breitet sich durch das Wirken des Heiligen Geistes – davon bin ich überzeugt – immer weiter aus. Ich wünsche mir, dass Menschen, die an einem dieser Abende Gott erfahren, nicht bei dieser Erfahrung stehen bleiben, sondern dass es gelingt, sie auch weiter zu begleiten und tiefer in das Geheimnis des Glaubens und das Leben der Kirche einzubinden."

Dieses Interview erschien im Nightfever Jahresmagazin, publiziert im Verlag lorenzspringer medien Gmbh. Die Fragen stellten M. und S.Biallowons.